Die Kitzrettung liegt mir schon seit langem am Herzen. Deshalb bin ich seit ein paar Jahren mit der Wärmebilddrohen unterwegs. Für mich ist die Technik eine enorme Hilfe und man findet Kitze die man so wahrscheinlich nicht gefunden hätte.
Drohnenflug rettet Rehkitz!
Die Rehkitzsaison 2021 rückt immer näher und auch dieses Jahr wird die Wärmbilddrohne wieder im Einsatz sein. Vor allem Jägern liegt die Kitzsuche sehr am Herzen. Aus diesem Grund bin ich seit 2019 mit der Wärmebilddrohne unterwegs. Dies erhöht nicht nur die Erfolgsrate, sondern vereinfacht und verkürzt die aufwendige Suche. Hier hat sich schon oft gezeigt, dass man mit der Wärmebilddrohne Kitze findet, die man mit dem Auge einen halben Meter danebenstehend noch nicht erkennt.
Die Frage nach dem Ablauf und den typischen Begebenheiten lässt sich pauschal nicht beantworten, da es viele verschiedene Einflussfaktoren gibt: Wie groß ist die abzusuchende Fläche? Wie viele Personen sind beteiligt? Welche Tageszeit und Temperaturen herrschen vor und vor allem welche Drohne steht zur Verfügung?
Gerade bei den Drohnen gibt es mittlerweile eine immer größer werdende Auswahl auf dem Markt. Wie auch bei den restlichen Wärmebildgeräten für die Jagd, entwickelt sich die Technik immer weiter und es stehen neuere, kompaktere Drohnen mit längeren Flugzeiten und besserer Wärmebildauflösung zur Verfügung. Mehr Auflösung bedeutet hier größere Flughöhe womit eine größere Fläche abgedeckt werden kann.
In meinem Fall suche ich seit 2019 mit einer Mavic 2 Enterprise Dual von DJI. Diese ist klein, leise, handlich und hat eine kombinierte Sicht- und Wärmebildkamera. Das bedeutet, dass das Wärmebild und das Sichtbild übereinandergelegt werden, um ein besseres und konturreicheres Bild zu generieren. Dies ist hier hilfreich, da die Auflösung der Wärmebildkamera mit 160×120 Pixel doch eher gering ist. Zusätzlich ergibt sich dadurch auch eine geringere Flughöhe. Dass die Technik in so kurzer Zeit rapide Fortschritte macht, zeigt sich auch im Nachfolgemodell von DJI: Der Mavic 2 Enterprise Advanced. Sie kann mit einem großen, digitalen Zoom und einer 640er Auflösung glänzen.
Abstimmung ist alles
Die Suche selbst beginnt mit einer vernünftigen Vorbereitung und Abstimmung. Kommunikation ist hier – wie so oft – das Wichtigste. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist der enge Austausch mit den beteiligten Landwirten mittlerweile sehr gut. Wenn laut Wetterbericht die günstigen Wetterlagen angesagt werden, stimmt man sich über das mögliche Zeitfenster und die Kapazität beim Fliegen ab. Bei günstigen Witterungsbedingungen kommen sonst alle Landwirte auf einmal auf einen zu und der Terminplan ist jedoch schnell gefüllt. Am Vortag der Mahd wird festgelegt welche Wiesen gemäht werden sollen. Dies erfolgt immer per Luftbild mit entsprechenden Markierungen. So wird vermieden, dass wie auch schon vorgekommen die falschen Wiesen abgeflogen werden.
Vorbereitung!
Ist der Termin abgestimmt und die Mitjäger informiert, werden bei uns am Vorabend immer Scheuchen in Form von Blink-Lampen mit Dämmerungssensor in den entsprechenden Wiesen aufgestellt. Meiner Erfahrung nach ist die Zahl der Kitze in den Wiesen geringer, wenn entsprechende Ausweichflächen in der Nähe sind. Ist das nicht der Fall, brachten diese auch keinen Erfolg.
Weniger Kitze in der Wiese bedeuten auch mehr Zeit zum Fliegen und Suchen. Gerade Flugzeit ist sehr wertvoll und man möchte so wenig wie möglich durch Schweben, Koordinieren oder Leiten von Personen verlieren.
Daher ist es gerade bei großen Flächen wichtig ein eingespieltes Team mit Helfern zu haben, wo jeder weiß was er zu tun hat, da hier alles schnell gehen muss.
Ist die Fläche überschaubar, oder fehlen die Helfer, mache ich die Suche durchaus auch alleine, dies muss aber dann auch entsprechend gut vorbereitet werden.
Nach der Abstimmung wird das Equipment noch einmal geprüft:
Alle Akkus inklusive Powerbank müssen voll sein. Ausreichend Wäschekörbe – oder ähnliches mit Löchern – zum Abdecken und Transportieren der Kitze werden benötigt.
Entsprechende Gewichte für die Wäschekörbe haben sich als sehr hilfreich erwiesen, da größere Kitze ordentlich Kraft haben, Fluchtversuche unternehmen und dann eventuell zurück in die „freie“ Wiese laufen. Außerdem müssen die Gesetzeslage und die Flugverbotszonen kontrolliert werden. Des Weiteren ist hier zu beachten, dass man seit diesem Jahr für fast alle zur Kitzsuche relevanten Drohnen einen sogenannten „Drohnenführerschein“ benötigt.
Bei den Meisten erfolgt das ganze Unterfangen ehrenamtlich – was wiederum bedeutet, dass für den Tag entsprechend Überstunden oder Urlaub eingeplant werden muss. Hier habe ich das Glück, dass sowohl Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte das Thema unterstützen und wissen, dass ich an diesen Tagen „etwas später“ im Büro erscheinen werde.
Morgenmensch gesucht!
Am Tag der Suche heißt es früh aufstehen, denn man sollte die Morgenstunden nutzen. Zu dieser Zeit ist der Boden über Nacht schön gleichmäßig abgekühlt und Wärmequellen wie Rehkitze stechen im Bild gut hervor. Dies ergibt ein besonders homogenes Bild. Hier kann höher und auch schneller geflogen werden. Sobald die Sonne aufgeht, heizt sie den Boden auf und je nach Objekt entstehen wärmere und kältere Stellen am Boden. Ein Klassiker sind hier Maulwurfshügel. Sie absorbieren die Sonnenstrahlen und erscheinen dann als Hotspots im Wärmebild und können so gerne mit Rehkitzen verwechselt werden.
Mit der Zeit wird das Auge aber sehr gut geschult, welche Objekte welches Wärmebild erzeugen. So kann man neben Kitzen auch Junghasen oder Gelege erkennen.
Es beginnt der Wettlauf mit der Zeit und vor allem der Sonne. Solange eine eventuell vorhandene Wolkendecke geschlossen bleibt und man ein konstantes Wärmebild ohne Hotspots und Schatten hat, ist man froh.
Die Wiesen werden in einem streifenförmigen Raster abgeflogen. Diese werden am Anfang am Gelände ausgerichtet, um je Streifen eine möglichst konstante Flughöhe zu haben. Natürlich werden Hanglagen, Hügel und Mulden zu entsprechenden Herausforderungen.
Der Akkutausch erfolgt möglichst zwischen den verschiedenen Wiesen, wodurch ein erneutes Ausrichten vermieden wird. Die leeren Akkus werden in der Zwischenzeit im Auto aufgeladen.
Ein Punkt, der auch nicht zu unterschätzen ist, ist das auf Dauer ständige, konzentrierte Blicken und Suchen am Bildschirm. Es erweist sich als anstrengend und man muss sich immer der Verantwortung bewusst sein, da man kein Kitz übersehen möchte.
Kitze jung oder alt
Entdeckt man bei der Suche einen Hotspot welcher sich am Sichtbild dann auch als Kitz herausstellt, wird im Schwebeflug ein Helfer an den Punkt gelotst, der das Rehkitz mit Handschuhen oder Grasbüscheln aus der Wiese bringen kann und es abseits mit einem Korb sichert. An den Tagen ohne Helfer heißt es: Fernsteuerung in die eine Hand, Wäschekorb und Gewicht in die andere und das Kitz in der Wiese abdecken und sichern. Im Anschluss wird die Wiese weiter abgesucht. Nach dem Landen werden alle Kitze aus der Wiese gebracht und gesichert. Je älter die Kitze sind, desto besser müssen diese auch gesichert werden. Ein Wäschekorb ohne Gewicht ist hier kein Hindernis und die Kitze laufen unter Umständen zurück in die Wiese. Gegen Ende der Kitzsaison wird die Suche sportlicher, da die Kitze dann bei Erreichen aufschrecken und aus der Wiese getrieben werden müssen. Da ein recht großer Versatz beim Setzen der Rehkitze besteht, kann hier von Mai bis Juli alles vorkommen.
Nachdem die Wiesen frei sind bekommt der Landwirt das „Go“ und kann ruhigen Gewissens die Mahd durchführen. Im Anschluss an das Mähen lässt ein Helfer oder auch der Landwirt die Kitze wieder frei, damit diese von der Geis gefunden werden.
Für mich heißt es nach der Suche erstmal einen Kaffee trinken, ab ins Büro und auf ein Feedback von den Landwirten warten, ob die Mahd ohne Verluste geklappt hat. Hier wird die Kommunikation von Jahr zu Jahr immer besser. Am Abend muss noch alles für den nächsten Einsatz vorbereitet werden.
In diesem Sinne wünsche ich allen eine erfolgreiche Rehkitzsaison und dass so viele Kitze wie möglich – auch mit Hilfe von Technik – vor dem Mähtot bewahrt werden können.